BGH: Keine Pflicht zur Hervorhebung von neuen Widerrufsinformationen

Mit neuen Urteilen hat der BGH Stellung genommen zu der Frage, ob die seit 2010 geltenden "Widerrufsinformationen" in hervorgehobener Form im Vertrag abgedruckt werden müssen. Der BGH hat dies - wie zu erwarten war - verneint.

Bislang wurde das Urteil noch nicht im Volltext veröffentlicht. In der Pressemitteilung des BGH ist jedoch bereits nachzulesen:

 

Urteile vom 23. Februar 2016 – XI ZR 549/14 und XI ZR 101/15

 

Der u.a. für das Bankrecht zuständige XI. Zivilsenat hat heute in zwei Verfahren (XI ZR 549/14 und XI ZR 101/15) über Klagen eines Verbraucherschutzverbandes entschieden, mit denen die beklagten Sparkassen auf Unterlassung im Zusammenhang mit von diesen bei Verbraucherdarlehensverträgen erteilten Widerrufsinformationen in Anspruch genommen wurden.

 

Der Kläger hat geltend gemacht, dass die in den von den Beklagten verwendeten Darlehensvertragsformularen enthaltenen Widerrufsinformationen nicht deutlich genug hervorgehoben seien. In dem Verfahren XI ZR 101/15 hat er außerdem beanstandet, dass die Information mit Ankreuzoptionen versehene Hinweise unabhängig davon enthalte, ob diese für den konkreten Einzelfall eine Rolle spielten. Dadurch werde vom Inhalt der Information abgelenkt.

 

Die Revisionen des Klägers gegen die klageabweisenden Berufungsurteile waren erfolglos.

 

Zu der erstgenannten Frage hat der XI. Zivilsenat entschieden, dass jedenfalls seit dem 11. Juni 2010 keine Pflicht zur Hervorhebung der in einen Verbraucherdarlehensvertrag aufzunehmenden Pflichtangaben zum Widerrufsrecht besteht. Nach dem zu diesem Zeitpunkt im Zusammenhang mit der Umsetzung der Verbraucherkreditrichtlinie eingeführten Art. 247 § 6 Abs. 1 und Abs. 2 Satz 1 und 2 EGBGB* müssen diese Pflichtangaben lediglich klar und verständlich sein, ohne dass damit deren Hervorhebung angeordnet wird. Eine Pflicht zur Hervorhebung ergibt sich auch nicht aus Art. 247 § 6 Abs. 2 Satz 3 EGBGB*. Diese Vorschrift spricht zwar von einer hervorgehobenen und deutlich gestalteten Form. Dies betrifft aber lediglich diejenigen Fälle, in denen es, anders als vorliegend, um die Erlangung der Gesetzlichkeitsfiktion durch die freiwillige Verwendung des in der Vorschrift genannten Musters für eine Widerrufsinformation gemäß Anlage 7 zu Art. 247 § 6 Abs. 2 und § 12 Abs. 1 EGBGB geht.

 

Zu den Ankreuzoptionen hat der XI. Zivilsenat entschieden, dass diese dem Gebot der klaren und verständlichen Gestaltung einer formularmäßigen Widerrufsinformation in einem Verbraucherdarlehensvertrag nicht entgegenstehen.

 

Urteil vom 23. Februar 2016 - XI ZR 549/14

 

LG Ulm - Urteil vom 17. Juli 2013 - 10 O 33/13 KfH

 

OLG Stuttgart - Urteil vom 24. April 2014 - 2 U 98/13

 

und

 

Urteil vom 23. Februar 2016 - XI ZR 101/15

 

LG Stuttgart - Urteil vom 26. Mai 2014 - 44 O 7/14 KfH

 

OLG Stuttgart - Urteil vom 5. Februar 2015 - 2 U 81/14

 

Karlsruhe, den 23. Februar 2016

 

* Art. 247 § 6 EGBGB Vertragsinhalt

 

(1) Der Verbraucherdarlehensvertrag muss klar und verständlich folgende Angaben enthalten:

 

1. die in § 3 Abs. 1 Nr. 1 bis 14 und Abs. 4 genannten Angaben,

 

2. …

 

(2) Besteht ein Widerrufsrecht nach § 495 des Bürgerlichen Gesetzbuchs, müssen im Vertrag Angaben zur Frist und zu anderen Umständen für die Erklärung des Widerrufs sowie ein Hinweis auf die Verpflichtung des Darlehensnehmers enthalten sein, ein bereits ausgezahltes Darlehen zurückzuzahlen und Zinsen zu vergüten. Der pro Tag zu zahlende Zinsbetrag ist anzugeben. Enthält der Verbraucherdarlehensvertrag eine Vertragsklausel in hervorgehobener und deutlich gestalteter Form, die dem Muster in Anlage 7 entspricht, genügt diese den Anforderungen der Sätze 1 und 2. …